Mehr als 50 Interessierte wollten Antworten auf ihre Fragen über Elektromobilität bekommen – und wurden wohl nicht enttäuscht. Auch wenn von vornherein klar war, dass die Frage, wie die Welt noch zu retten ist, nicht mit einem einzigen Ansatz zu lösen ist.
Norbert Rainer, Geschäftsführer von Klimabündnis Österreich und erfahrener Vorkämpfer in Sachen klimafreundliche Mobilität, spannte einen weiten Bogen grundsätzlicher Überlegungen, bevor das E-Auto ausführlich beleuchtet wurde. Er wies darauf hin, dass 2015 in Paris nicht nur das 1,5- bzw. 2-Grad-Ziel formuliert wurde, sondern auch die Umlenkung der Finanzströme hin zu klimafreundlicherer Wirkung. Und dass Europa mit dem ‚Green Deal‘ eingebettet ist zwischen amerikanischen (Inflation Reduction Act) und chinesischen (5-Jahresplan mit Schwerpunkt Klimaschutz) Vorgaben, die allein finanztechnisch klare Klimaschwerpunkte aufweisen.
‚Fit for 55‘ bedeutet die Reduktion der CO2-Emissionen bis 2030 um 55% auf Basis 1990! Dafür stellt die EU jährlich 100 Milliarden Euro zur Verfügung. Es ist nur die Frage, wer sich davon wieviel abholt.
Sehr eindrücklich schilderte Rainer die Veränderungen, die in den letzten Jahrzehnten passiert sind. Von Tätowierungen über Gurtenpflicht, HomeOffice, Handy, Internet, rauchfreie Gasthäuser, Chat GPT bis zur Entwicklung der Photovoltaik reichten seine Beispiele, an Hand derer er darlegte, dass Entwicklungen nicht vorstellbar waren, die heute Teil unseres Alltags sind. Gerade letztere beschert uns günstigen und sauberen Strom als Grundvoraussetzung für eine klimaverträgliche E-Mobilität.
In der Giesserei wurde auch eine Lanze für gesunde und eine sozial verträgliche Mobilität gebrochen: Fast 40% unserer Wege sind kürzer als 2,5 km, weitere 22% kürzer als 5 km – also optimal geeignet sie autolos zurückzulegen, wenn das Wetter es zulässt. Wenn man sich die Autofahrten ansieht, sind aber ein Fünftel unter 2,5 km und weitere 24% zwischen 2,5 und 5 km. Das Umsteigepotential ist also riesig.
Rainer legte auch klar, dass mit einer gut ausgebauten Öffi-Struktur grundsätzlich die Verringerung des Autobestandes möglich sei. Dadurch entstünden große Einsparmöglichkeiten für Familien, in denen oft relativ viel Geld für das Zweit- oder Drittauto ausgegeben werde.
Die Mobilität der Zukunft sieht Rainer in einem bunten Mix verschiedenster Möglichkeiten. Und dabei sieht er die E-Mobilität gerade im ländlichen Raum als großen Gewinner. Einerseits gibt es den Platz für die PV, andererseits wird es finanziell immer interessanter werden.
Sehr spannend war schließlich noch der Exkurs in die Physik, wo Rainer die Wirkungsgrade der verschiedenen Energieformen aufzeigte. Und dieser liegt faktisch bei Strom um das 3fache höher als bei fossilen Brennstoffen und bei Wasserstoff, ganz zu schweigen von 13% Gesamt-Effizienz bei E-Fuels.
Nach dem Verweis auf die negativen Budgetauswirkungen durch die Importe, auf die Energieverschwendung durch übergewichtige oder überdimensionierte PKWs, auf die hohe Wirksamkeit von Geschwindigkeitsbegrenzungen und den oft geringen Besetzungsgrad von Autos, meinte Rainer, dass es viele Möglichkeiten für eine klimafreundliche Mobilität gäbe. Zu Fuß zu gehen, mit dem Rad oder Scooter zu fahren, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, e-Carsharing zu nutzen und Flüge zu vermeiden sieht er neben der Nutzung von E-Autos als Möglichkeit, die Umwelt zu schützen, aber auch als Grundlage vieler anderer Verbesserungen der Lebensqualität durch weniger Abgase, Lärm und andere Gefahren.
Die rege Diskussion im Anschluss machte deutlich, dass das Thema viele Menschen intensiv beschäftigt. Viele kritische Argumente konnten ausgeräumt werden, aber sehr klar wurde auch das Fazit: Wir brauchen für die Rettung der Welt viele neue Konzepte und Ideen. Das E-Auto ist nur ein kleiner Teil davon. Aber es wird eine wichtige und sinnvolle Rolle spielen.